Wechselwirkung mit Medikamenten – Welche Lebensmittel sind ein Risiko?

Wer kennt ihn nicht – den oft aus Sicht des Verbrauchers viel zu langen Beipackzettel, der jeder Arzneiverpackung beiliegt und der von vielen Patienten nur oberflächlich oder gar nicht gelesen wird. Nicht wenige Patienten nehmen das Arzneimittel, dass sie von ihrem Arzt verschrieben bekamen, erst gar nicht ein, weil sie die Aufzählung der vielen möglichen Nebenwirkungen einfach erschreckt und sie Angst davor haben, das solche Nebenwirkungen bei ihnen auftreten könnten. Die Konsequenz daraus ist nicht nur, dass alljährlich Millionen von verpackten Arzneimitteln einfach im Müll landen, sondern auch dass vielleicht notwendige Behandlungen nicht richtig erfolgen.

Brauchen wir den Beipackzettel?

Mit der Richtlinie 2001/83 EG vom 6. November 2001 des Europäischen Parlaments und nachfolgende Richtlinien wurden für die Länder der Europäischen Union eine Vielzahl von Festlegungen erlassen, was ein Beipackzettel für jedes Arzneimittel zu enthalten hat. Dazu gehört u.a. der Arzneimittelname, die Darreichungsform, die Zusammensetzung (Arzneistoff, Trägerstoff) , Hinweise für welche Personengruppe das Medikament geeignet ist (Säuglinge, Kinder, Erwachsene), die Stärke und mögliche Nebenwirkungen.

Der Sinn des Beipackzettels besteht u.a. darin, Patienten mit Informationen zu versorgen, was bei der Einnahme des Medikamentes zu beachten ist, damit insbesondere Nebenwirkungen vermieden werden können. Dazu gehört auch der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, da es bei ihrem Konsum zu einer Wechselwirkung mit dem eingenommenen Medikament kommen kann.

Nach Einschätzung des deutschen Apothekerverbandes  reagieren mehr als 300 Arzneistoffe auf bestimmte Lebensmittel. Viele dieser Arzneistoffe sind in den 5000 der am meisten verordneten Medikamente enthalten. Das bedeutet, dass es bei ca. 12,5 % dieser Medikamente zu Nebenwirkungen kommen kann, weil Hinweise auf den Verzicht bestimmter Lebensmittel während der Zeit der Medikamenteneinnahme einfach nicht beachtet werden.

Bei welchen Arzneimittelgruppen ist besondere Vorsicht geboten?

Unabhängig davon, ob Sie Johanniskrautpräparate, Trizyklische Antidepressiva, Wiederaufnahmehemmer (SSRI, SNRI, SSNRI), Monoamino-Oxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) einnehmen, Sie sollten während dieser Zeit unbedingt auf den Genuss von Wein (besonders Chianti), Sauerkraut, weiße Bohnen, Salzheringe und Käse verzichten.

Besonders beim Verzehr von Käse zusammen mit MAO-Hemmern kann es zu einer lebensgefährlichen Blutdruckerhöhung – einer sog. hypertensiven Krise (Cheese Effect) – kommen, bei der auch die Gefahr einer Hirnblutung besteht.

Was ist der Grund?

Durch Antidepressiva soll die Konzentration von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin (Botenstoffe) im Gehirn erhöht werden, um bei dem Betroffenen eine stimmungs-aufhellende Wirkung zu erzielen. Bei gleichzeitigem Verzehr bestimmter eiweiß- und tryaminhaltiger Lebensmitteln kommt es jedoch zur Anhäufung von Tryamin, da dessen Abbau gestört wird. Grund dafür ist, da das für den Abbau erforderliche Enzym (Monoaminooxidase) gehemmt wird. Tryamin ist ein biogenes Amin, dass bei der Zersetzung von Eiweiß (Tryosin) im Körper entsteht und in einer Vielzahl von  Lebensmitteln enthalten ist.

Bei der Einnahme von Arzneimitteln, die eine blutdrucksenkende Wirkung haben, sollte unbedingt auf den Verzehr von Grapefruit(-saft) und Bitterorangen (Konfitüren, Marmeladen)  verzichtet werden. Grund dafür ist, das Flavonoide (Pflanzenfarbstoffe), die in diesen Früchten vorkommen, die Wirkung der Arzenimittel insbesondere Ihre Metabolisierung im Körper verändern können.

Besondere Vorsicht ist bei Medikamenten mit dem Wirkstoff Nifedipin geboten. Nifedipin ist ein sog. Calciumantagonist, der die glatte Muskulatur in den arteriellen Blutgefäßen erweitert und so eine blutdrucksenkende Wirkung bewirkt. Beim gleichzeitigen Genuss von Pampelmusen kommt es zu einem starkem Blutdruckabfall mit Kopfschmerzen und Herzrasen.

Antihistaminika (Histamin-Rezeptorblocker) sind Arzneimittel, die die Wirkung des körpereigenen Histamins (Gewebehormon) abschwächen oder aufheben. Histamin spielt bei allergischen Reaktionen in unserem Körper eine bedeutende Rolle und ist bei der Abwehr von körperfremden Stoffen (Immunreaktionen) von Bedeutung.  

Antihistaminika werden bevorzugt zur Therapie von Allergien eingesetzt. Bei gleichzeitiger Einnahme von verschiedenen Antihistaminika und dem Verzehr von Grapefruit kann es zu Herz-Rhythmus-Störungen kommen.

Antibiotika sind Arzneistoffe, die das Wachstum von Mikroorganismen (Bakterien) hemmen oder diese abtöten. In verschiedenen Antibiotika sind sog. Gryasehemmer enthalten. Gryasehemmer sind chemische Verbindungen, die die Aktivität von Gryase-Enzymen bremsen oder verhindern. Beim Genuss von Kaffee, Tee oder Cola, bei gleichzeitger Einnahme von Antibiotika kommt es zur Anhäufung von Koffein, da sein Abbau gestört wird und damit starke Erregungszustände, Schlafstörungen und Herzrasen die Folge ist.

Vorsicht: Nehmen Sie Ihr Antibiotikum nur mit Wasser und nicht mit eiweiß- oder koffeinhaltigen Getränken ein!

Diuretika haben eine entwässernde Wirkung. Bei der Harnausscheidung werden jedoch nicht nur Wasser, sondern auch Elektrolyte (Kalium, Calcium etc.) mit ausgeschieden. Wird bei der Einnahme von Diuretika gleichzeitig Lakritze (Süßholz) zu sich genommen, kommt es zu einem starken Kaliumverlust. Kalium ist ein Alkalimetall und ist in unserem Körper an wichtigen physiologischen Prozessen beteiligt. So beeinflusst es die Bioelektrizität der Zellen und hat somit Einfluss auf das Reizleitungssystem des Herzens.

Der hohe Kaliumverlust beim Genuss von Lakritze bei gleichzeitiger Einnahme von Diuretika basiert auf der Wirkung von Glycyrrhizin, dem Hauptinhaltsstoff der Lakritze, der einen Einfluss auf den Mineralocorticoidstoffwechsel unseres Körpers hat. Mineralocorticoide sind Hormone der Nebennierenrinde (Aldosteron), die die Rückresorption von Natrium in der Niere steigern und die Kaliumausscheidung erhöhen. Da Natrium immer an Wasser gebunden ist, wird bei einer Steigerung der Natriumrückresorption auch vermehrt Wasser im Körper gebunden, was die  Ödementstehung begünstigt.

Ödeme sind vermehrte Wassereinlagerungen im Gewebe. Neben dem hohen Kaliumverlust kommt es auch zu einem erhöhten Blutdruck.          

Antiasthmatika sind Arzneimittel, die zur Behandlung bei Patienten mit Asthma bronchiale zum Einsatz kommen und eine bronchialerweiternde Wirkung haben. Diese Wirkung beruht auf dem Vorhandensein von Theophyllin, einem Purinalkaloid (Inhaltsstoff verschiedener Pflanzen wie Tee, Kaffee).

Antianämika sind Arzneimittel, die bei einer Anämie (Blutarmut) eingesetzt werden. Dazu gehören auch Arzneimittel, die den oft niedrigen Eisenspiegel regulieren sollen. Eisen wird in unserem Körper zur Produktion von roten Blutzellen (Erythrozyten) im Knochenmark benötigt. Bei einem Mangel an Eisen kommt es zur Störung der Erythrozytenproduktion (Mangel), der sich in Form einer Anämie äußert. Typische Symptome einer Anämie sind u.a., Müdigkeit und mangelnde Leistungsfähigkeit, da durch den Mangel an Eisen der Sauerstofftransport über das Blut in die Körperzellen gestört ist. Dort wird der Sauerstoff zur Produktion von Energie benötigt.

Zur Behandlung von Eisenmangelanämien werden eisenhaltige Arzneimittel verabreicht. Werden diese zusammen mit Koffein (Kaffee oder Tee) eingenommen, so erfolgt eine Bindung der sich Eisenionen an die Gerbsäure dieser Getränke. Die Folge ist, dass das Eisen wieder ausgeschieden und nicht, wie beabsichtigt, vom Darm ins Blut resorbiert wird.

Besonders Schwangere sollten beachten: Bei Einnahme von eisenhaltigen Arzneimitteln unbedingt mindestens 2 Stunden vor oder nach der Einnahme keinen Tee oder Kaffee trinken!

Diese und viele andere Hinweise finden Sie auf dem Beipackzettel des Arzneimittels, dass Ihnen Ihr Arzt verordnet hat. Damit es richtig wirken kann, raten wir Ihnen, die dortigen Hinweise, auch wenn der Beipackzettel noch so lang ist, gründlich durchzulesen. Sie helfen sich damit, schneller wieder gesund zu werden und damit Ihre Lebensqualität zu erhöhen.

Sollten Sie Rat und Hilfe brauchen, das Team ist gern für Sie da. Rufen Sie einfach an.

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